Das Projekt versucht, die Forschungen zur spätmittelalterlichen Universität Wien in zweierlei Weise auf eine neue, fundiertere Basis zu stellen. Einerseits sollen in österreichischen Bibliotheken und Archiven gezielt jene Handschriften erfaßt werden, die im Umfeld der Wiener Universität (insbesondere der Artistenfakultät) entstanden sind (reportationes, pronuntiationes, Legate von Universitätsprofessoren, Handschriften aus dem Besitz von Bursen oder der Fakultäten etc.). Deren äußere Merkmale sollen nur kurz, ihre Texte jedoch vollständig beschrieben werden. Andererseits soll im Laufe der nächsten Jahre die für die Erforschung der mittelalterlichen Wiener Universität so dringend notwendige kritische Edition der Acta Facultatis Artium (AFA) vorangetrieben werden, die seit dem Erscheinen des ersten Bandes (hg. von Paul Uiblein 1968!) völlig zum Stillstand gekommen ist. Die Ausgabe soll die AFA, deren Benützung derzeit nur im Original im Archiv der Universität Wien bzw. anhand eines schwer lesbaren Mikrofilms möglich ist, nicht nur der scientific community zugänglich machen, sondern durch die hier enthaltenen Vorlesungszuweisungen an die einzelnen Professoren, die bisher nicht ausgewertet konnten, eine bessere Zuordnung der im Projekt erfaßten Handschriften ermöglichen.

In einem weiteren Schritt soll auf dieser Basis auch die Rezeption des Humanismus in Österreich näher beleuchtet werden, wofür einerseits die Inhalte der Handschriften herangezogen werden sollen, andererseits aber auch innere Kriterien wie humanistische Einflüsse in der Schrift oder der Ausstattung der Codices. 2008 wurde im Anschluß an die schon davor ins Netz gestellten Handschriftenbeschreibungen aus Klosterneuburg und Seitenstetten (vgl. P16661.htm) die Aufarbeitung des Universitätsschriftguts in der Stiftsbibliothek St. Florian fortgesetzt. Weiters wurde mit der Transkription der AFA II begonnen, die den ersten Schritt zur kritischen Edition darstellt.

Martin Wagendorfer − Wien, 2008-10-21